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Ein neuer Arzt im Rettungsboot!



Unerschrockenes und mutiges Handeln eines guten Gynäkologen


Inmitten der nachmittäglichen Hektik erreicht uns der Notruf eines Gynäkologen aus Frankfurt: Seine Patientin liegt mit verweinten Augen und dem Gesicht voller blauer Flecken auf der Untersuchungs-Liege.


Der Ultraschall zeigt, dass die Schwangerschaft noch intakt, das Kind unversehrt ist. Er habe ihr das gut sichtbare Ultraschallbild gezeigt und ihr alles schön erklärt, sich sehr viel Zeit genommen. Doch sie weint unablässig und betont immer wieder nur, dass sie „die Schwangerschaft loswerden“ will.


Was er als Arzt denn nun mit ihr tun solle, möchte er von mir wissen, er habe große Skrupel, sie so nach Hause zu schicken, denn der Kindesvater hat sie nicht nur geschlagen – an ihren Armen bilden sich blaue Flecken aus –, sondern auch in den Bauch getreten und sie als Schlampe bezeichnet, weil sie „zu blöde zum Verhüten“ sei. Sie sei daraufhin in seine Praxis gekommen, zum Glück war über die Mittagszeit eine Mitarbeiterin da, die den schlechten Zustand sofort richtig eingeordnet und sie ins Wartezimmer gebeten habe.


Es war klar: Hier war augenblickliches Eingreifen vonnöten. Ich bitte Dr. A.: „Können Sie Ihre Patientin jetzt auf eine andere Liege in einem Nebenraum der Praxis betten, ihr etwas zu essen und zu trinken bringen und sie auffordern, ein wenig auszuruhen?!“ Desweiteren solle er ihr sagen, dass er sich eine Lösung überlege und sie ihr dann unterbreite. Wir kommen inzwischen so schnell wie möglich, um die Patientin abzuholen und an einen sicheren Ort zu bringen. Dann werden wir eine Beratung folgen lassen. Anschließend wird sich herausstellen, ob sie immer noch abtreiben will oder nicht.


Als wir in der Praxis ankommen, schläft sie noch und so nutzen wir die Zeit, uns erneut abzustimmen. Schließlich nimmt uns der Gynäkologe Dr. A. mit zu ihr und stellt uns vor, so dass wir gleich mit der Beratung beginnen können. Dass sie dann auch mit uns ins Restaurant mitkommt, wo wir in einem Nebenstübchen ungestört reden können, haben wir sicher vor allem den schmerzenden blauen Flecken zu verdanken – wir hoffen aber, dass auch ein wenig Neugierde dabei ist.


Im Beratungsgespräch kommt dann heraus, dass der Kindesvater nicht nur der Vater ihres Kindes ist – er ist auch ihr Onkel, der Stiefbruder ihrer Mutter. Treten und Schlagen, das war schon oft der Fall, Hartmut sei eben so und er meine es nicht böse, er raste halt immer gleich aus, nur dieses Mal sei er zu weit gegangen und sie wolle nicht mehr.


Wir klärten in einem langen, tränenreichen Gespräch dieses Will-Nicht-Mehr und warum sich das zu Recht auf Hartmut beziehen lässt, aber nicht auf das unschuldige Kind – zudem sei SIE selbst ein zu wertvoller Mensch, als dass sie sich diesem Wahnsinn auch nur eine Minute länger aussetze. Schließlich ist sie bereit, sofort mit Hartmut zu brechen: „Ja, ich will aber nicht in ein Frauenhaus! Als ich klein war, habe ich mit meiner Mutter und den 2 Geschwistern im Frauenhaus gelebt, bis die Scheidung der Eltern durch war ...“


Das war für uns kein Problem. Wir konnten sie bei einer früheren Mitarbeiterin unterbringen, die nur 30 km entfernt wohnt und die sie gerne aufnahm.

Dort wird sie erst einmal bleiben. Mit dem Kindesvater haben wir Verbindung aufgenommen, aber das ist eine ganz andere Geschichte ...



P.S.: In den Bauch treten, um eine Schwangerschaft gewaltsam zu beenden, das tun schlechte Männer leider oft.

P.P.S.: Auf dem Heimweg dachte ich: „Toll, wieder ein neuer Arzt im Rettungsboot!“

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