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Samen säen

von Ella Gassert


„Na, da bin ich aber mal gespannt, was daraus wird“, murmelte ich leise vor mich hin. Gerade eben hatte ich ein paar winzige schwarze Samen in ein kleines Tontöpfchen eingesät. Das Tütchen mit den Samenkörnern hatte ich als Werbegeschenk beim Einkauf im Gartencenter bekommen. Auf ihm hatte sich nichts weiter als die Anweisung zum Einsäen befunden. Jeglicher Hinweis auf die Pflanzensorte fehlte. „Lassen Sie sich überraschen“, stand lediglich in grell grüner Schrift auf dem Tütchen. Also blieb mir nun tatsächlich nichts anderes übrig als abzuwarten. Und zu hoffen, dass sich die Samen zu kleinen Pflänzchen entwickeln und sich dann das Geheimnis im Laufe der Zeit lüften würde.


Während ich meine Gartenutensilien wieder zusammenpackte, kam unser Nachbar nach Hause. Er wirkte sehr müde und angespannt. Als ich ihm freundlich zuwinkte und ihm einen Guten Abend wünschte, hellten sich seine Gesichtszüge merklich auf. Er grüßte lächelnd zurück und mir kam es in dem Augenblick tatsächlich so vor, als ob ich bei ihm gewissermaßen ein Samenkorn in Form meines Grußes ausgesät hätte.


Im Alltag trage ich, bildlich gesprochen, so allerlei „Samentütchen“ bei mir. Deren Inhalt ist mir, im Gegensatz zum Überraschungstütchen, allerdings wohlbekannt. So steht zum Beispiel auf diesen Tütchen: Wertschätzung, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Zeit zum Zuhören, Lob und Anerkennung, und etliches mehr. Tagtäglich habe ich jede Menge Gelegenheiten, diese „Samen auszustreuen“. Es kann ein anerkennendes Lob an meinen Mann sein für das Erledigen von alltäglichen Dingen. Ein Wort des Dankes an die Kassiererin im Supermarkt. Oder das Angebot an die kranke Nachbarin, für sie das Einkaufen zu erledigen. Häufig bin ich aber nicht so schnell bereit, die Tütchen zu öffnen und ihren Inhalt auszusäen, so wie ich es eben bei meinem Nachbarn getan habe. Ich knausere manchmal lieber mit meinen „Samen“ , weil es mir zu mühsam oder zu unbequem ist, oder mir mein Einsatz vielleicht nicht ertragreich genug zu sein scheint. Gottes Wort aber fordert mich dazu auf, meine Gaben und Fähigkeiten verschwenderisch einzusetzen und Möglichkeiten zu nützen, die sich mir anbieten. Gott will mich immer wieder aus seinem unerschöpflichen „Vorrat“ beschenken. Ich muss die Tütchen nicht aus eigener Kraft füllen. So bin ich nur für das Aussäen verantwortlich, aber Gott gibt mir sogar die Zusage, dass ich etwas von der Ernte sehen werde. Ich darf mich überraschen lassen, was ER aus dem Ausgesäten wachsen lässt.


Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun; denn wenn wir darin nicht nachlassen, werden wir ernten, sobald die Zeit dafür gekommen ist. (Gal 6,9)

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